#058 Drehkreuz statt Gipfelkreuz? | feature
Shownotes
Diesen Sommer hat Overtourism in den Bergen die Nachrichtenwelt bestimmt. Die Antwort auf den Ansturm auf die Berge sind bisher Zugangsbeschränkungen. Braucht es in Zukunft also Gipfelpermits für den Dachstein? Oder ein Slot-System für die Rax?
Alpenvereinsredakteur Michel Mehle hat sich auf die Suche nach einer Zukunft zwischen Hot-Spot-Hopping und Drehkreuz gemacht und erstaunliches herausgefunden: In vielen Gegenden der Alpen wird es in Zukunft nicht nur ruhiger; die Mitbestimmung der Einwohner:innen von Hot-Spot-Gebieten wird zunehmen und schon jetzt gibt es einen Tourismus, der nicht auf Masse setzt und trotzdem funktioniert.
Interviewpartner:innen dieser Folge:
- Nicolas Büchi, Pistenretter in Flims Laax, über Besucherstromlenkung in Fernost
- Georg Rothwangl, Abteilung Naturschutz im Österreichischen Alpenverein, über Overtourism und Naturschutz
- Mike Peters, Professor am Institut für Management und Marketing der Universität Innsbruck, zu nachhaltigem Tourismus in den Alpen
- Elide Mussner, Co-Vorsitzende der Grünen in Südtirol, über Massentourismus
- Christoph Alfreider, Gemeindemitarbeiter der Gemeinde Lungiarü und Co-Initiator des Bergsteigerdorfes Lungiarü
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Das alpenverein basecamp wird unterstützt von der Generali.
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00:00:00: Also zum Glück ist es ja so, dass diese echten Hotspots, die sind erstens real und zweitens muss man sagen, wenn dort wirklich viele Leute herumlaufen, ist es uns immer noch lieber, als wenn die sich gleichmäßig verteilen.
00:00:13: Ich glaube, dass sich diese Trends, diese Sichtbarkeit von kritischer Einstellung gegen den Tourismus verschärfen werden und dass Tourismusprojekte in den Alpen schwerer umzusetzen sind.
00:00:25: Aber ober-Tourismus kann man nicht von einer Saison auf der anderen einfach damit lassen und dann jetzt auf Qualitäts-Tourismus machen.
00:00:32: Denn das braucht dann, ich würde jetzt sagen, Jahrzehnte.
00:00:36: Wenn wir nach Alta Badia rüber schauen, dann leben die Leute ziemlich anders.
00:00:41: Also der Flieh ist wirklich viel Geld und wir müssen uns mit viel weniger zufrieden stellen.
00:00:48: Andersseits zum Glück kennen wir diese Bedingungen von den Nachbarn, weil wir wissen auch, Was, was die dann für ein Leben führen?
00:00:58: Alpenverein Basecamp,
00:01:00: der
00:01:00: Podcast des österreichischen Alpenvereins.
00:01:06: Mit Themen der Höhe in die Tiefe gehen.
00:01:11: Dieser Podcast wird ihn präsentiert von der Generali.
00:01:14: Eine nette Wanderung, als Alpinistisch, wirklich nicht schwierig.
00:01:18: Aber es wird sehr organisiert, wann man hoch darf.
00:01:22: Nachher kommt auch ein Ranger und läuft hier eine Pistenkontrolle mit hoch.
00:01:26: Sammelt alle ein und um vierzehn Uhr dreißig muss abgestiegen werden und dann wird der Wanderweg geräumt.
00:01:32: Yes, Osna!
00:01:33: Wanderwege werden geräumt.
00:01:35: Pistenkontrolle.
00:01:36: Durchgangszeiten.
00:01:38: Wo sind wir denn hier gelandet?
00:01:40: Nicht in der Schweiz, wie vielleicht der Dialekt unseres Interviewpartners vermuten lässt.
00:01:46: Auch nicht in Österreich oder Deutschland.
00:01:49: Nikolas Büchie, den wir gerade gehört haben, spricht nämlich gar nicht von Europa, sondern vom Bergsteigen in Ostasien.
00:01:56: In Korea und Japan.
00:01:58: Puh!
00:01:59: Noch einmal Glück gehabt, oder?
00:02:02: Andererseits sehe ich es dann am Brienzasee, das ist ein idyllischer blauer Bergsee in den Schweizer Alpen, der kam vorhin einer koreanischen Fernsehserie und da wird ein Kitschig am Ufer miteinander romantisch geredet.
00:02:16: Dort wollen alle Koraner hin.
00:02:18: Und das hat sich zu einem offiziellen Problemen entwickeln, wie viel Leute dort hinwollen kann man das reglementieren, indem sie nicht, weil die wollen alle wegen der Serie genau hin.
00:02:30: Man probiert jetzt sozusagen mit Kampagnen, wir haben noch andere schöne Orte dort in Berner Oberland, fährt doch auch anders hin, aber die wollen gezielt an den Ort aus der Fernsehserie, die wollen, klar ist die Jungfrau auch sehr schön, alle anderen gegen nutzen sehr schön, aber die wollen an den Spot.
00:02:45: Jetzt hat man dort ein Drehkreuz installiert, am See fünf Franken Eintritt,
00:02:50: Na, klingelt's?
00:02:52: Das haben wir den Sommer doch schon einmal gehört.
00:02:55: Ach ja, Drehkreuz, Dolomiten, Seceder, das war's.
00:03:00: Auch da wurde ein Drehkreuz installiert.
00:03:02: Nicht von der Gemeinde zwar, aber aus einem ähnlichen Grund.
00:03:06: Besucherstromlenkung.
00:03:08: Jetzt werden fünf Franken oder fünf Euro wohl niemanden lenken, der schon neuntausend Kilometer aus Ostasien zurückgelegt hat.
00:03:17: Aber dann?
00:03:17: ist vielleicht das asiatische Modell der Besucherstromlenkung überhaupt ganz interessant.
00:03:22: Also Pistenkontrolle und Durchgangszeiten.
00:03:26: Nikolas Büchie hat es in einem Artikel des Magazins Berg und Steigen beschrieben.
00:03:31: Für Berge, die jährlich von zweihundert bis dreihunderttausend Menschen besucht werden.
00:03:36: Und genau an diesen Hotspots hilft das natürlich schon, die Leute zu sensibilisieren.
00:03:41: Was bedeutet das jetzt?
00:03:43: Ich gehe jetzt auf einen Berg, wo auch Viele andere Leute wollen, wie soll ich mich verhalten, von Müll mitnehmen, wieder runter und erleben sich an die Zeiten halten, zum eigentlich den Gästeflug darüber bewältigen zu können.
00:03:59: In Zukunft also vielleicht Gipfel-Permits für den Dachstein?
00:04:03: Oder Freiwillige der Alpinenvereine, die um vierzehn Uhr den Hausberg räumen?
00:04:07: Und wer heute keinen Slot für die Rags gebucht hat, der kann es ja morgen wieder versuchen.
00:04:12: Ich merk schon, Die Begeisterung hält sich bei den meisten von euch in Grenzen.
00:04:17: Aber ganz so schlimm wird's wohl nicht.
00:04:19: In vielen Gegenden der Alpen wird es in Zukunft sogar ruhiger.
00:04:24: Wie das glaubt ihr nicht?
00:04:26: Also erst einmal willkommen im Alpenverein Basecamp.
00:04:29: Mein Name ist Michelle Mehle.
00:04:32: In dieser Folge habe ich mich auf die Suche nach einem Leben in den Alpen zwischen Hotspot, Hopping und Zugangsbeschränkungen gemacht.
00:04:40: Ist das Drehkreuz wirklich die Zukunft des Alpinentourismus?
00:04:44: Oder gibt es Alternativen, die uns vielleicht sogar zuversichtlich in die Zukunft blicken lassen?
00:04:50: Einen Tourismus, den nicht auf Maße setzt und trotzdem funktioniert.
00:04:56: Klingt zumindest interessant?
00:04:58: Na dann, schauen wir uns die Sache doch einmal an.
00:05:02: Also Besuchernenkung fängt an, wenn man über die Mitgliederzeitschriften, über Facebook, über alle Kanäle, die uns zur Verfügung stehen, über die Zeitungen und so weiter, den Leuten, Tipps mitgibt, Informationen mitgibt, wie sie sich in der Natur gut und richtig verhalten.
00:05:19: Das ist Georg Rotwangel.
00:05:22: Von der Abteilung Naturschutz und Raumplanung im österreichischen Alpenverein.
00:05:26: Der Alpenverein setzt sich seit seiner Gründung nämlich nicht nur für die Begeberkeit der Alpen ein, sondern auch für ihren Schutz.
00:05:34: Weil sie ein besonders sensibles Ökosystem sind.
00:05:38: Und so gern wir auch in der Natur unterwegs sind.
00:05:41: Für ihre Bewohner sind wir oft eine mögliche Störung.
00:05:44: Also das Wichtigste oder das war Check, das ist das Wohnzimmer von jemand anderem und dementsprechend verhalten wir.
00:05:51: Als Mensch kann jederzeit sagen wir, ich komme, ich gehe, ich kann mir das aussuchen.
00:05:55: Die Tiere können sich das nicht aussuchen und die Pflanzen, die sind genau dort heimisch und wenn die zu oft gestört werden, dann sterben sie entweder aus oder sind sie nicht woanders hin und dann ist die Tragik wirklich.
00:06:06: Der Alpine-Tourismus hat sich in den letzten Jahren ganz schön verändert.
00:06:10: Noch vor ein paar Jahren waren Menschen überwiegend am Wochenende, in den Sommer- oder Winterferien in den Bergen unterwegs.
00:06:17: Da ist man nach dem Frühstück losgewandert und war rechtzeitig vor dem Abendessen zurück im Tal.
00:06:23: Jetzt sind wir dank veränderter Arbeitszeiten und bessere Ausrüstung mehr und vor allem länger in den Bergen unterwegs.
00:06:32: Jetzt denkt nur mal an all die Sportarten, die es heute gibt.
00:06:35: Neben Wandern und Skifahren sind das Paragleiden, Mountainbiken, E-Biken, Klettern, Raften, Canyoning, Ski-Touren und Trailrunning.
00:06:43: Die Liste ist lang.
00:06:45: Und starke Stirnlanden haben wir auch.
00:06:47: Damit wächst der Druck auf die Tier- und Pflanzenwelt.
00:06:50: Die Alpinenvereine setzen hier vor allem auf Aufklärung.
00:06:54: Nämlich, es ist jetzt so lange eingebläut worden, quasi die Natur, das ist die große Freiheit.
00:07:00: Wenn ich mir mein E-Bike kauke, meine Wanderschuhe, meine Ski-Touren Ausrüstung, dann legst du ein Haufen Geld für die Ausrüstung hin.
00:07:07: Und es ist ja das Tolle an den Bergen, wenn ich das einmal zahlt habe, dann brauche ich keinen Eintritt in den Golftrupp mehr zahlen und da nicht in das Fitness hängt, sondern dann kann ich quasi zu jeder Tages- und Macht in diese Natur hinaus und dort meinem Hobby höre.
00:07:20: Und das muss mir die Leute irgendwie verantworten, dass sie darauf kommen, dass da eine große Verantwortung dran hängt.
00:07:28: Wir sind alle für den Schutz der Natur verantwortlich.
00:07:31: Wer das einmal begriffen hat, der nimmt diese Verantwortung in der Regel auch wahr.
00:07:35: Wir wollen schützen, was wir lieben.
00:07:38: Trotzdem braucht es manchmal viel Aufklärung, bis wir verstehen, welchen Impact wir haben und welche Verantwortung wir tragen.
00:07:47: Und welche Rolle spielt der Hotspot-Tourismus dabei?
00:07:51: Aus Sicht des Naturschutz ist der nicht einmal das große Problem.
00:07:55: Also zum Glück ist es ja so, dass diese echten Hotspots, die sind erstens real und zweitens Muss man sagen, wenn dort wirklich viele Leute herumlaufen, ist es uns immer noch lieber, als wenn die sich gleichmäßig verteilen würden.
00:08:08: Es ist besser irgendwo, ganz viele Leute zu haben und dann wieder einen Teil der Leben sehr weniger, weil es dann Täler gibt, die relativ unberührt sind, wo es Rückzug Gegenden für die Tiere gibt.
00:08:20: Also wo wirklich die Tiere sein können, passt hier, habe ich meine Ruhe, hier habe ich wenig Störung.
00:08:28: sind Hotspots in Gebieten mit viel Infrastruktur zwar nicht ideal, aber es könnte schlimmer kommen.
00:08:35: Und dass viele unberührte Gebiete zum Hotspot werden, das glaubt Georg Rodvangel auch nicht.
00:08:40: Eher im Gegenteil.
00:08:42: Und das hat folgenden Hintergrund.
00:08:44: Die effektivste Form der Besucherlenkung, das sind die Wanderwege und Hütten der alpinen Vereine.
00:08:50: Wenn wir eine Tour in Österreich planen, dann bewegen wir uns ja die allermeiste Zeit auf Wanderwegen.
00:08:56: Die lenken uns schon ohne dass wir groß drüber nachdenken und helfen, dass andere Flächen der Natur ohne Wege nicht betreten werden.
00:09:06: Diese Infrastruktur wird zum Großteil von freiwilligen der alpinen Vereine entstand gehalten.
00:09:12: Im Schweiße ihres Angesichts, kann man sagen.
00:09:15: Und weil diese Arbeit aus verschiedenen Gründen und der Klimawandel ist nur einer davon immer aufwendiger wird, wird auch die Infrastruktur in den Alpen weniger.
00:09:26: Jedes Jahr Verlieren die Alpinenvereinen Österreich drei bis vier Hütten, weil es einfach zu teuer oder zu umständlich ist, sie noch zu erhalten.
00:09:35: Und mit ihnen verschwinden meistens auch die Wanderwege zu diesen Hütten.
00:09:40: Das Wandernetz in den österreichischen Alpen schrumpft.
00:09:44: So groß wie heute wird es in absehbarer Zeit nicht mehr sein.
00:09:48: Wenn jetzt diese Infrastruktur in den Alpen weniger werden wird, dann sind wir doch sicher weniger Leute.
00:09:52: Woher sage ich das mit so großer Sicherheit?
00:09:56: Im Alpenbogen haben wir die Gleichsmöglichkeit mit den Seealpen, also dort, wo es quasi ins Mittelmeer die Alpen hineinkommen.
00:10:02: Da gibt es auf der Französischen und vor allem auf der italienischen Seite noch ganz wenig Tourismus.
00:10:08: Und da ziehen jetzt auch wirklich wenig Leute, weil da gibt es keine Hotels, da gibt es keine Alpenbitte, wo ich oben einkehren kann.
00:10:15: Es gibt schon aber Wanderwege, aber das sind halt einfach Wanderwege, ohne wo ich versorgt werde.
00:10:21: Und damit sind halt automatisch viel weniger Leute unterwegs geworden.
00:10:25: oder halt diese ganze Infrastruktur hast.
00:10:30: Dieser Podcast wird Ihnen präsentiert von der Generali.
00:10:33: Ich glaube, dass sich diese Trends, diese Sichtbarkeit von kritischer Einstellung gegen den Tourismus verschärfen werden und dass Tourismusprojekte in den Alpen spärer umzusetzen sind.
00:10:46: Das ist Mike Peters, Professor im Institut für Management und Marketing der Universität Innsbruck.
00:10:53: eine der besten Universitäten für Hospitality in Tourism Research weltweit.
00:10:59: Er selbst forscht zur nachhaltigen touristischen Nutzung der Alpen.
00:11:03: Over Tourism?
00:11:04: Klar, aber da bleibt auch er relativ gelassen.
00:11:09: Selbst wenn gerade alle darüber reden, für ihn wird deutlich, dass die Zeit das immer mehr ein Ende hat.
00:11:16: Also das Märkten... merken ja die Seilbahne auch, bei Hotelprojekten haben sie das.
00:11:22: Also das wird immer schwieriger.
00:11:24: Ob das jetzt gut ist oder nicht, das mag ich gar nicht kommentieren, aber es ist natürlich ein Prozess, weil diese Regionen einfach auch sehen, es ist eigentlich jetzt ein Limit erreicht und ich will nicht mehr Touristen, ich will an der einen oder anderen Stelle lieber weniger.
00:11:39: Dafür will ich aber die richtigen Touristen bei uns im Dorf haben.
00:11:43: Aber diese Schäder werdet ihr jetzt sagen?
00:11:45: Und der Alpsee in Bayern und die Zugspitze und die Olbara Hütte in Tirol und überhaupt Tirol.
00:11:51: Und Hallstadt gibt es ja auch.
00:11:54: Ja, das stimmt.
00:11:55: Aber was das für die Einheimischen bedeutet, das findet sich langsam auch in der Tourismusplanung wieder, sagt Peters.
00:12:02: Und es gibt halt andere Indikatoren, die auch wichtig sind.
00:12:04: Und da gehört im Übrigen auch der Indikator dazu, den die Österreich-Werbung jetzt mit erhebt in den Regionen, eben die Einstellungen zum Tourismus.
00:12:12: Lebensqualitätsstudien gibt es einige in einigen Regionen, im Übrigen auch in Südtirol.
00:12:17: Also wie beeinflusst denn der Tourismus die Lebensqualität der Einheimischen?
00:12:20: Und das ist sehr unterschiedlich in einzelnen Regionen, Stadt, Land, je nachdem, wo die Transkriptguten liegen und so weiter.
00:12:27: Und diese Indikatoren finde ich sind
00:12:29: wichtig.
00:12:30: Noch?
00:12:31: ist dieser Prozess aber recht am Anfang.
00:12:34: In Tirol werden Daten zur Lebensqualität der Einheimischen beispielsweise erhoben, aber nicht veröffentlicht.
00:12:41: Was wir bisher mitbekommen, sind die ersten Zufahrtsbeschränkungen für Autos zum Praxawildsee, hohe Gebühren für Reisebürste in Heilstadt oder im Völnöstal, zeitliche Zufahrtsperren für die PKWs auf die Seisealm oder der Schranken, der am weichen See in Bayern nach dem eintausendsten Auto runtergeht.
00:13:00: Ist euch da gerade was aufgefallen?
00:13:02: Bei all diesen Maßnahmen geht es um die Anreise im Auto.
00:13:07: Und da müssen wir arbeiten.
00:13:08: Wir müssen schauen, dass wir die Leute in die Öffis bringen und wir müssen schauen, dass die Autos aus diesen Dörfern rauskommen.
00:13:15: So wie wir jetzt sehr auf beim Transitverkehr versuchen, dass die Leute nicht mehr beim Stau abfahren.
00:13:20: Das sind, meines Erachtens, echt wichtige Maßnahmen.
00:13:23: Noch wichtiger wäre es, sie gleich von vornherein in die ÖBB oder Westbahn zu bringen.
00:13:31: St.
00:13:31: Ulrich in meiner Kindheit war ein
00:13:33: Ort,
00:13:35: das in einem guten Gleichgewicht zwischen touristischer Wirtschaft, also touristischer Aktivität
00:13:44: und
00:13:45: Lebensqualität stand.
00:13:47: Das ist Elidemusna.
00:13:49: Vierzig Jahre alt, Kurvorsitzende der Grünen in Südtirol und aufgewachsen in St.
00:13:54: Ulrich im Grünenertal.
00:13:57: St.
00:13:57: Ulrich ist heute ein Zentrum des Tourismus in den Dolomiten.
00:14:01: Von hier gehen die Seilbahnen auf die Sitzschäder und auf die Seiseheim.
00:14:05: Und von hier winden sich im Sommer jeden Tag hunderte Sportwagen und Motorradgruppen über das Grün New York.
00:14:12: Jeden Tag.
00:14:14: Ich spreche mit ihr, weil ich wissen will, was Menschen tun können, die in Ortschaften mit Massentourismus leben.
00:14:21: Wenn ich einmal ein Angebot aufgebaut habe, ich denke jetzt an meinem Heimattal, das Grönatal, dann ist es schwierig jetzt von diesem Angebot dann wegzugehen und ein anderes Angebot anzusteuern.
00:14:33: Denn das braucht dann wieder, ich würde jetzt sagen, Jahrzehnte.
00:14:37: Ja, man kann schon entscheiden, dass man jetzt in eine andere Richtung geht.
00:14:42: Aber Overtourismus kann man nicht von einem Tag oder von einer Saison auf der anderen einfach.
00:14:47: Man kann es nicht einfach damit lassen und dann jetzt auf Qualitätsdurismus machen.
00:14:52: Also das sind Entwicklungen, die sehr lange Zeit brauchen.
00:14:56: Als ich Elide bitte mir vom St.
00:14:57: Ulrich ihrer Kindheit zu erzählen, bekomme ich eine dreizehnminütige Sprachnachricht.
00:15:03: Darin erzählt sie von Dorfgemeinschaft, vom Gästen, die zwei oder drei Wochen bleiben, vom Café Demets im Dorfzentrum, in dem noch live zu Giorgio Moroder getanzt wurde und das heute ein Sportartikelgeschäft werden soll.
00:15:15: Sie erzählt von den Holzschnittsereien, die im Ort gemacht wurden und nicht, wie sie sagt, in Fernost.
00:15:20: Sie erzählt, dass sie beim Spezieren niemals den künstlichen Thymiangeruch in das nahen Ressort in der Nase hatte und dass die Einheimischen sich heute aus dem Zentrum zurückziehen.
00:15:31: Kein Kinderschuhgeschäft mehr, kein Lederwahngeschäft, kein Treffen am Dorfplatz.
00:15:36: Und es war einfach dieses Gemeinschaftsgefühl, dass man jetzt, also wie viele sagen, das habe ich jetzt praktisch nie mehr, dieses Gemeinschaftsgefühl.
00:15:46: wo man eine Aktivität macht nur für uns Bürgerinnen und nicht als touristischen Zwecken.
00:15:54: Der Weg zurück zu einem lebendigen Dorf dauert lange, sagt sie, und passiert in vielen kleinen Entscheidungen.
00:16:01: Als Eli der Nepolitik geht, wird sie Tourismusreferentin der Gemeinde Badir im benachbarten Gardertal.
00:16:07: Auch hier wird touristisch aufgerüstet, wenn auch nicht so stark wie im Grünertal.
00:16:12: Aber eine Chance bietet sich, eine Jahrhundert Chance, sagen manche.
00:16:17: Gemeinsam mit Gröden überlegt man eine Bewerbung zur Skieweltmeisterschaft.
00:16:21: Die erste Skive-M- in Gröden hat damals zum Aufstieg des Tourismus in der Region beigetragen.
00:16:27: Und dieses Wunder soll jetzt wiederholt werden.
00:16:30: Aber Badia lehnt ab.
00:16:31: Mit zehn zu fünf Stimmen.
00:16:33: Und darunter auch die von Elide.
00:16:36: Und das war ja damals so ein Erklar, weil man das nicht gewohnt ist, dass man solche... Radikale vielleicht auch Entscheidungen trifft, wenn es um den Tourismus geht.
00:16:46: Weil es in den Köpfen noch so stark eingebrockt ist, dass man den Tourismus unterstützen muss.
00:16:52: Und das heißt, je mehr, desto besser.
00:16:55: Aber wie gesagt, wir sind nicht mehr an diesem Punkt.
00:16:57: Wir sind an eine Reife angelangt, wo man ruhig sagen kann, nein, Ski-Weltmeisterschaft wollen wir nicht, brauchen wir nicht.
00:17:04: Die Ski-WM-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kurz-Kur sind breitere Straßen, größere Ressorts und viele spaltende Diskussionen.
00:17:15: Und dort, wo zu viel zu viel ist, eben Zugangsbeschränkungen.
00:17:20: Ich habe oft das Gefühl, dass wir Angst haben, dass wir zu wenig sind.
00:17:25: Wir können es ja nicht haben, dass die Gäste kommen und wir dann zu wenig Events haben oder zu wenig Infrastruktur haben.
00:17:32: Also, dass selbstbewusstsein fehlt.
00:17:35: Ich denke eher so, wollt ihr zu uns kommen?
00:17:38: Sehr gerne, wir sind so.
00:17:40: Also bei uns gibt es keine Austern, weil wir einfach ein Bergdahl, ein Altbienestahl sind und hier gibt es kein Fisch.
00:17:49: und wenn du dieses Luxus willst, dann musst du irgendwo anders hin.
00:17:54: Wenn du das große Entertainment willst, dann brauchst du nicht zu uns zu kommen, weil bei uns gibt es die Berge und die Stille und die grünen Wiesen.
00:18:02: Aber man hat dann oft das Gefühl, es ist zu wenig.
00:18:05: Und da liegt auch die Schwierigkeit.
00:18:07: Also, wie erzählen wir uns?
00:18:09: Erzählen wir uns als Produkt?
00:18:11: Kommt, wir haben dies und jenes anzubieten?
00:18:14: Oder erzählen wir uns als Menschen, die hier leben?
00:18:22: Drei Busse weiter sieht die Welt ganz anders aus.
00:18:26: Lingerue ist eine sechshundert Einwohnergemeinde im Gardertal.
00:18:30: Weiß verputzte Häuser mit obergeschossen aus Lärche tummeln sich hier um einen spitzen Kirchturm.
00:18:36: Ein paar Höfe liegen wie Schweibennester am Berghang.
00:18:39: Gleich dahinter die Gipfel der Purz-Geißler-Gruppe.
00:18:44: Als wir ankommen, haben die Kinder der Volksschule gerade Pause.
00:18:48: Außer ihrem Lachen höre ich nichts.
00:18:50: Wir haben eben Kindergarten und Volksschule bis zur fünften Klasse.
00:18:56: Zurzeit, glaube ich, sind es fünf und vierzig Kinder in der Volksschule, also gut gesucht.
00:19:02: Wir sterben nicht aus.
00:19:04: Christoph Alfreda.
00:19:06: ist sechzig Jahre alt und laut eigenen Angaben der Dorfkosmetiker der Gemeinde Lunjary, also derjenige, der das Dorfbild der Gemeinde pflegt.
00:19:15: Lunjary liegt in einem Talschluss, in einem Seitental des Gardertals.
00:19:19: Hier gibt es einen Kindergarten, eine Volksschule, ein paar Unterkünfte für Gäste und Natur, soweit das Auge reicht.
00:19:28: Gleich hinter dem Bergkämmen dagegen die Zentren des internationalen Hotspot-Tourismus.
00:19:33: Sejeda, Praxawilzi, Sejsalm,
00:19:37: Also in Lingerie hat man wie mein Nachbar und ich eine Alternative gesucht, eine touristische Alternative und hat sich Gedanken gemacht, was kann man eigentlich machen, damit Lingerie sich ein bisschen vorhebt und trotzdem nicht von den anderen Dörfern, umliegenden Dörfern globalisiert wird.
00:19:59: Gefunden haben Christoph und sein Nachbar Giovanni Costa die Initiative der Bergsteigerdörfer des österreichischen Alpenvereins.
00:20:07: Bergsteigerdörfer sind der Versuch, kleineren Ortschaften in den Alpen eine touristische Perspektive zu geben, die ohne den Ausverkauf der Dorfgemeinschaft funktioniert.
00:20:16: Die Kriterien sind recht streng.
00:20:19: Große Apartment- oder Wintersportanlagen sind tabu.
00:20:21: Dafür braucht es einen hohen Anteil an Schutzgebieten der Gemeinde, Hütten, ein alpinis Wegenetz und die Möglichkeit einer Anreise, ohne Pkw.
00:20:31: Sozusagen als Gegenleistung vernetzt der Alpenverein die über vierzig Bergsteigerdörfer in Slowenien, Österreich, Südtirol, Bayern und der Schweiz.
00:20:38: Und bewirbt sie gemeinsam.
00:20:41: Wie funktioniert das für Lungerü?
00:20:43: Gleich ein Jahr danach war oft mal die Frage, ja, geschieht etwas.
00:20:48: Man spürt nichts, man sieht nichts.
00:20:51: Touristen sind auch nicht mehr.
00:20:54: Viele haben sich mehr erwartet, also mehr Tourismus, mehr Einkommen und da mussten wir eigentlich wieder von Anfang an wieder zu erklären, was eigentlich dieses Projekt ist.
00:21:08: Man erwartet sich schon einen Touristisches Wachstum, aber langsam und also ein bisschen anders wie sonst in unserer Gegend.
00:21:20: Da war es ein Glück, dass sich kurz darauf die Bergsteigerdörfer in Lundjaru zu ihrer jährlichen Tagung getroffen haben.
00:21:26: Der Austausch hat, so Christoph, schon neuen Schwung in die Sache gebracht.
00:21:30: Inzwischen sind die meisten Partnerbetriebe eigentlich vom Projekt begeistert.
00:21:37: Also es ist klar einer mehr, einer weniger.
00:21:40: Manche sind wirklich mit Herz und Zelle dabei.
00:21:43: Manche warten immer noch auf den wirtschaftlichen Ausschwung, aber es ist halt so in die Dörfer.
00:21:50: Aber den großen und ganzen, muss ich sagen, ist man schon begeistert vom Projekt.
00:21:55: Lingerue ist nicht Bergsteigerdorf geworden.
00:21:57: Lingerue war schon immer Bergsteigerdorf, sagt mir Christoph.
00:22:01: Die Kriterien waren immer erfüllt.
00:22:04: Die Herausforderung ist es eher, ein Bergsteigerdorf zu bleiben.
00:22:09: Und es gibt natürlich auch denen, die sagen, okay, jetzt, wenn wir nach Alterbadia rüber schauen, dann leben die Leute ziemlich anders.
00:22:18: Also da fließt wirklich viel Geld und wir müssen uns mit viel weniger zufrieden stellen.
00:22:27: Aber zum Glück, an der Seite zum Glück, kennen wir diese Bedingungen von den Nachbarn, weil wir wissen auch, was die dann für ein Leben führen.
00:22:38: Also das ist schon dann ein Unterschied, wenn wir abends wirklich hier im Mittelteendorf ruhig plaudern können, wo dass er in der selben Zeit in einander Nord quasi nicht mal die Straße überqueren kann.
00:22:53: Das ist dann schon ein Unterschied.
00:22:55: Und das ist dann Lebensqualität.
00:22:58: In Lundjaru gibt es eine Dorfgemeinschaft, erzählt mir Christoph.
00:23:02: Diese Lebensqualität mit Gewinnen aus dem Massentourismus abzuwägen, das ist eine Entscheidung, die jede Gemeinde für sich treffen muss.
00:23:10: Es kann auch nicht jede Siedlung in den Alpen ein Bergsteigerdorf werden.
00:23:14: Aber es ist schon so, dass es einen Weg gibt zwischen immer mehr.
00:23:17: und immer weniger.
00:23:18: Dass es Werte außerhalb der Wertschöpfung gibt, die einen Ort lebenswert machen und die man in Zukunft geben.
00:23:24: Genauso wie es eine Wertschöpfung geben kann, die einem Ort die Zukunft nimmt.
00:23:30: Wie wir diese Werte gewichten, entscheidet über unseren Lebensraum.
00:23:32: Alpen.
00:23:34: Geogrotwange vom österreichischen Alpenverein.
00:23:36: Ich glaube, das Wichtigste ist, dass es dieses nebeneinander geben darf.
00:23:39: Dieses nebeneinander, dass du sowas wie Ischgl hast und dass du dann daneben so was wie Fendt hast, wo es dann einfach viel kleiner und viel ruhiger ist.
00:23:46: Und genauso hast du dann so was wie die altbare Hängebrücke, wo die großen Horden hinliegern.
00:23:52: Und dann hast du einen Daal weiter, gegen den es halt ganz ruhig ist und nur ganz wenige Leute hinkommen.
00:23:58: Ich glaube, es macht wirklich dieses nebeneinander aus.
00:24:00: Es kann dann einfach beides sein und die Leute von der da ist hängen beim Scheiben, wo möchteten eigentlich gerade hin.
00:24:14: Der Podcast des österreichischen Alpenvereins in Zusammenarbeit mit der Generale.
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